Yamaha Ténéré 700

Ténéré…. was ein Name! Dieses Modell hatte es mir schon in frühen Jahren angetan: ob als 600, 660 oder 750er Zweizylinder, Yamaha hatte einen Dauerläufer im Programm, der eigentlich fast konkurenzlos war.
Den Weg zu mir hat nie eine Ténéré gefunden! Meine Gilera war da einfach besser, zu dem Zeitpunkt.

Dann hatten sie irgendwie den Zug verpasst. Die letzt 660er mit 46PS war wirklich untermotorisiert, das Fahrwerk wusste mich auch nicht zu begeistern.

Die letzten Jahre gab es auf den Messen den Prototypen. Der wurde soviele Jahre gezeigt, daß es fast schon ein running Gag wurde. Prototypen ja, aber Serie wird das nie.

2019 war es dann soweit. Yamaha brachte wirklich die 700er mit dem hausweit eingesetzten MT07-Motor.

Warum nicht? Der Motor hat sich in vielen Modellen bewährt, anders abgestimmt mit Sicherheit ein tolles Motorrad.

Die Presse überschlug sich mit Lob. “Nur” 70 PS, keine Elektronischen Gimmicks, basic pur!
Die einzige Elekronik beschränkt sich auf ein abschaltbares ABS und das Motormanagement.

Und ein Design sehr nahe an den Rally-Modellen. Hochgezogene Front, fast erwartet man Serienmässig ein Roadbook mit den Rallytypischen Papierrollen.

Ok, manch einer, der mich kennt, fragt sich jetzt: Was ist denn mit dem los? Japaner?

Ja, ich habe die KTM verkauft und mir für den täglichen Einsatz die Yamaha gegönnt.

Nach meiner völlig verunglückten Erfahrung mit einer TDM in den 90ern, und einer bei Regen nicht laufenden Honda, habe ich es trotzdem nochmal gewagt und die Ténéré gekauft.

Seit dem 29.01.2020 fahre ich Ténéré!

Mal schauen wie sie sich macht. Ich werde das versuchen hier zu dokumentieren, wie mit den anderen Mopeds auch.

Hier isse:

Das Zubehör:

Yamaha bietet jede Menge Firlefanz, den man direkt mitbestellen kann. Ich habe nur folgende Komponenten gekauft:

– Griffheizung: Schick gelöst. Der Schalter ist im Griff integriert. Ich lasse mal Bilder folgen.
– Hauptständer: einfach praktischer für Unterwegs
– Touratech Kofferträger: ich habe halt einen Satz Alukoffer, den will ich weiter nutzen
– Sturzbügel: Missgeschicke passieren. Und definitiv werde ich die Ténéré im Gelände einsetzen. TET wird stattfinden! Und da sollte das Moped einigermaßen geschützt sein, damit man anschliessend auch noch weiter fahren kann.

Mein erster Eindruck:

Motor: Läuft super. Der Motor ist fast vibrationsfrei, manch einer würde es Charakterlos nennen. Der Bumms der KTM 1-Zylinder fehlt mir zwar etwas, aber ich werde mich daran gewöhnen. Der Motor verlangt einfach etwas mehr Drehzahl. Die KTM konnte man kurz hinter Standgas um die Ecke bollern, das mag der 2-Zylinder nicht.

Getriebe: Das 6-Gang-Getriebe ist knackig direkt, die Gänge schalten sich leicht und exakt ohne allzu lange Schaltwege. Was sich beim Vorführer etwas  hakelig anfühlte, macht meine völlig klaglos. Einziges Manko: Auf der Autobahn fehlt mir (gefühlt) der 7. Gang… 😉

Das Fahrwerk ist straff, aber nicht unbequem. Etwas weicher werde ich sie noch abstimmen. Aber zuerst müssen wir uns aneinander gwöhnen.

Die Ergonomie ist für meine Körpergröße perfekt. Sie haben es seltsamerweise so hinbekommen, daß man im Stehen und im Sitzen gut fahren kann. Der Lenker ist genau richtig in der Höhe und Breite. Der Windschutz ist ausreichen, die Windgeräusche bleiben in Grenzen. Griffe, Schalter, alles gut erreichbar und passend. Beinwinkel passt auch, die Hebelei ist halt wie sie ist. Passt.
Die Sitzbbank ist straff, trotzdem bequem. Soziustauglichkeit muß ich erstmal ausprobieren und die Beste von allen dann befragen… 😉
Die Spiegel könnten 2-3 cm weiter hinausragen. Aber ich warte mal ab ob eine Spiegelverlängerung, wie sie von SW-Motech angeboten wird, wirklich notwendig wird.

Und sie macht Spaß. Ob es am montierten Pirelli STR liegt, oder am Moped weiss ich noch nicht. Aber sie läuft stoisch in Kurven, lässt sich wunderschön homogen in Schräglage bringen und bleibt auch auf der gewählten Linie. Querfugen bringen das Moped auch bei schneller gefahrenen Kurven und mehr Schräglage nicht aus der Ruhe.

Apropos STR: Ich kenne ihn ja schon von der Multistrada Enduro Experience. Der Reifen gript im Nassen mehr, als ich mir zutraue, im Trockenen winkelt der ganz schön tief ab. Und im Gegensatz zum K60 Scout von Heidenau rubbelt der nicht, obwohl er erheblich mehr Negativprofil aufweist. Das Einlenken geht spielerisch, die Yamaha ist damit super handlich.
Einzig die Eigendämpfung des Reifens lässt etwas zu wünschen übrig. Der holpert schon durch Schlaglöcher und gibt diese fast ungefiltert ans Fahrwerk weiter. Das kann ein Pirelli Scorpion Trail 2 etwas besser.

Ich mag diesen “Basic-Gedanken”. ABS sollte schon sein, muß ja auch laut Vorschriften. (btw: Mein Unfall im November 18 wäre mit ABS so nicht passiert!)
Die Ténéré hat alles, was es zum Fahren braucht. Leistung ausreichend, um im normalen Verkehr mitzuschwimmen. Windschutz für meine Länge perfekt.

Was gäbe es zu bemängeln?

Nur zwei Dinge: Das Cockpit wackelt wie ein Lämmerschwanz, wenn es auf etwas schlechtere Wegstrecke geht.
Und der Grip der Griffe. Mit meinen Held-Handschuhen muß ich schon zupacken, sonst rutsche ich drüber weg.
Aber wenn das alles bleibt, damit kann ich leben.

800km

Wesentliche Unterschiede zur KTM: Mehr Windschutz! Mein Schuberth C4 beschlägt, weil kein Wind mehr auf die Lüftung im Kinnbereich anströmt. Da hilft auch kein Pinlock. Um die Nase herum beschlägt das Visier. Dafür bleibt das Visier sauberer, auch über mehrere Tage im Regen.
Am Oberkörper ist es gerade bei den jetzigen Temperaturen erheblich angenehmer.

Die orginale Griffheizung von Yamaha ist ein Witz, bei weitem nicht warm genug. Das konnte die “billige” aus dem Zubehör an der KTM wesentlich besser. Es ist zwar toll gelöst mit dem integrierten Schalter im Griff, aber zur mauen Heizleistung kommt noch der mangelnde Grip. Die sind einfach zu glatt!

Ansonsten: Kleine Runde im Bergischen, und sie weiss zu begeistern. Die zwei Bremsscheiben vorne sind schon klasse. Das ist beim Ankern wirklich mal ne Hausnummer.

Noch ein Zubehörteil habe ich montiert: SP-Connect. Eine Handyhalterung, montiert an der Stange über dem Cockpit. Das Iphone kann man einfach “eindrehen” und es hält bombenfest.

Ein festes Navi wollte ich nicht mehr, nachdem ich mich über das TomTom Rider geärgert habe. Ich probiere das jetzt mit OSMand auf dem Iphone aus. Ein Vorteil hierbei ist die Offroad-Navigation, die ich mit dem TomTom nicht hinbekomme. Kann aber auch an mir liegen. Ich bin halt immer noch ein Navilegasteniker. Jedenfalls möchte ich damit Teile der TET-Routen fahren.

Erstes Fazit zur T7: Ja, passt mir immer noch sehr gut. Ich bin begeistert.

12000 km

Das Jahr hatten wir uns alle anders vorgestellt. TET war geplant, zumindest mal eine Runde der TET-NL an der Grenze entlang nach Belgien. Corona hat mir auch mit diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Einzig eine Tour mit der Multi habe ich mir gegönnt, siehe Cononarreise im Juni.

Tja, und so blieb es mit der Yamaha beim täglichen Einsatz, also Arbeits- und Besorgungswege. Auch bin ich ein paar mal damit im Bergischen und im Westerwald auf Tagestouren unterwegs gewesen. Ein Endurotraining bei Heikes Escapes im Stöffelpark stand auch noch an. Hier überzeugte mich die Tenere endgültig. Was ein tolles Motorrad. Ich glaube fast, ich bin noch nie ein so unauffällig und einfach zu fahrendes und rundherum gelungenes Moped gefahren.

Und wenn ich ehrlich sein soll: Eigentlich würde mir die Tenere volkommen ausreichen. Das Teil deckt (fast) alles ab, was ich so mit einem Moped mache. Naja, nicht ganz. Wenn ich auf der Multi sitze, weiss ich wieder warum ich sie habe…. 😉
2021 wird aber gereist: Fest geplant ist eine Tour mit meinem Spezi Qupi ins Piemont um dort ausgiebig zu schottern.

Ganz klar ist die T7 die beste Alltagsmaschine, welche ich je im Einsatz habe/hatte. Ich fahre nun seit weit über 20 Jahren ausschliesslich Motorrad, fahre so gut wie nie Auto (ausser WoMo) und bin nach jeder Fahrt, sei sie noch so schlicht und langweilig, froh mit der T7 unterwegs zu sein. Stau, circeln um die Autos rum, alles macht sie Bravourös und Spielerisch. Sie ist handlich, nicht zu hoch, immer Einsatzbereit. Mal kurz nach der Arbeit ein Abstecher ins Bergische ist immer drin.

Sie hat die ersten beiden Inspektionen hinter sich. Die 1000er Einfahrkontrolle mit Ölwechsel lag mit ca. 200€ im Rahmen, die 10000er Inspektion war Preislich etwas mehr als erwartet: 408€.

Zwei Änderungen werden jetzt noch durchgeführt: Der Handschutz wird durch Barkbusters und die Hebel durch einen kürzeren Satz von Raximo ersetzt.
Vom Handschutz verspreche ich mir mehr stabilität im Falle eines Falles, die Griffe benötige ich, weil mir die Orginalgriffe zu lange sind, und ich damit nicht mit nur zwei Fingern greifen kann.

 

 

16000km

Tja, was gibt es zu schreiben?

Nicht viel. Sie läuft. Und das gut und macht Spaß.
Der erster Satz Pirelli STR hat ca. 14500km gehalten. Bestimmt wäre noch was gegangen, aber bevor es zu knapp wurde, habe ich sie bei Reifen Kastenholz erneuern lassen.
Nach dem Wechsel gab es extreme Unwucht im Vorderrad. Erst dachte ich es mit mehr Druck lösen zu können. Das wurde aber nichts. Nach der Reklamation bei Reifen Kastenholz erhielt ich einen neuen Vorderreifen. Die sind dort not amused über Pirelli. Sie bekommen von denen zwar den Reifen ersetzt, aber nicht die Arbeitszeit. Naja, da ich selber Aus- und Einbaue, hält sich das ja in Grenzen. Nach dem Wuchten war dann alles bestens. Aber es gibt nach deren Aussage Qualitätsprobleme mit den Pirelli-Reifen.

Egal, jetzt ist alles wieder im Lot und die Yamaha kann sich weiter bewähren. Aber leider musste ich Jobbedingt unsere geplante West-Alpen-Tour absagen und habe das schon gebuchte Hotel in Oulx storniert. Sehr schade, ich hoffe mein Spezi Qupi nimmt mir das nicht übel.
Trotzdem will ich versuchen wenigstens den TET-NL ein Stück weit abzufahren.

 

21500km

soll ich mich wiederholen? Unnötig, oder? Wenig gefahren bin ich, 2021. Es ist zum Mäusemelken, entweder Wetter oder keine Zeit. Urlaub ist aus beruflichen Gründen flach gefallen, kleine Touren fanden so gut wie nicht statt.

Aber sie läuft immer noch klaglos. Die 20tausender Inspektion schlug mit 533€ zu buche, die hinteren Bremsbeläge habe ich kurz vorher tauschen müssen. Also kann man von ca. 9-10tkm für einen Satz Bremsbeläge hinten rechnen, vorne sind es noch die Ersten, werden aber in ca. 5-6tkm getauscht. Zur Inspektion zählte auch der Austausch der Bremsflüssigkeiten. Das merkt man an einem besseren Druckpunkt. Alle Flüssigkeiten und Filter erneuert, das wars auch schon.
Ansonsten nix Neues, einfach ein zuverlässiges Moped.
Kettensatz ist noch der Orginale, funktinioniert noch, ich schätze mind. 8-10tkm.

24500km

Oh oh… da hat mich der Kettensatz eines besseren belehrt: bei knapp über 24000km begann die T7 wild zu vibrieren. Jetzt bin ich nicht bekannt für intensive Kettenpflege, und der Winter hat dem Satz den Rest gegeben. Die Kette war hinüber, was sich aber sehr nach defektem Getriebe oder defekter Kupplung anfühlte. Geräusche aus dem Antriebsstrang, die ich so noch nicht kannte.
Yamaha Wegner in Monheim sprach direkt vom Kettensatz, ich widersprach, weil gerade noch gespannt, gereinigt und gefettet. Er hatte Recht.
Jetzt läuft wieder alles.

28000km

In Anbetracht des anstehenden Urlaubs in den Franz.-Ital. Alpen mit viel Schotteranteil, habe ich der Tenere neue Lenkerschutzbügel gegönnt. Kurz bei OTR vorbei, da sie direkt um die Ecke vom Büro sitzen.
Ausgesprochene XT und Tenere-Spezialisten, haben für das Moped wirklich alles vor Ort. Es sind Acerbis Schützer geworden, die für den Winter etwas mehr Schutz und einen wirklich schickent Bügel in Schwarz besitzen.

 

Ach so… der Urlaub: geplant sind die üblichen Strecken:

Col de Assietta

Monte Jafferau

Colle Sommelier

und viele mehr. Ich werde berichten, wie die Tenere sich in diesem Umfeld bewährt.

34000km

Die 30ter Inspektion ist gemacht, auch der geplante Urlaub in den Alpen liegt hinter der Tenere. Und wie…. Fantastische Strecken, ob mit oder ohne Sozia, alles klappte hervorragend. Für meine Fahrweise passt die Tenere.
Hier ein paar Bilder der Schottertouren:

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