Ducati Multistrada 1200S vs. KTM 1190 Adventure

Ich versuche mal die beiden Motorräder zu vergleichen, anhand von Probefahrten.

Die Probefahrt mit der KTM war etwas ausgiebiger, da meine SMT fast eine Woche in der Werkstatt stand. Die Ducati-Probefahrt war kurz, gerade mal 30-40km im Bergischen.

Aufsitzen:

Beim ersten Blick auf die Mopeds fällt schon auf, daß man bei Ducati mehr in als auf der Maschine sitzt. Und genau den Eindruck macht sie auch sobald man Platz genommen hat. Jep, man sitzt drin! Und es passt. Die Sitzbank ist hinten breiter als bei KTM. Der Knieschluß am Tank passt bei meiner Beinlänge hervorragend.

Die KTM ist schmaler im Sitz und höher. Aber auch Einstellbar (860/875 mm). Das kann die Ducati nicht. Aber es passt trotzdem. Bei der KTM mußte ich als erstes auf die niedrige Sitzposition umstellen, damit hatte ich aber leider einen unangenehmen Kniewinkel. Dieser war zwar in der hohen Position besser, aber der Balanceakt bei jedem Stop war einfach nervend.

Ducati? Höhe, Kniewinkel, passt.

Der Griff zum Lenker ist bei der Ducati nicht ganz so weit. Die KTM müsste ich für mich umstellen, soll heissen den Lenker mehr in meine Richtung drehen. Die Armaturen sind bei der Ducati wie ein Mäusekino, nur nicht bunt. Um da alle Informationen wirklich zu sehen, muß man schon genauer hinsehen. Aber was braucht man? Geschwindigkeit. Ja, die sieht man immer. Das Feld für die Einstellung der Fahrmodi ist bei der Ducati stylisch rund, bei KTM eckig und groß.

Die Einstellungen des ganzen geschieht bei Ducati über den Blinkerschalter. Klingt erstmal seltsam, funktioniert aber erstaunlich einfach. KTM benötigt dafür eine komplette Schaltereinheit am linken Griff. 4 Knöpfe und man hangelt sich durch die Menus. Funktioniert auch hervorragend und einfach.

Die Scheibe bei der KTM lässt sich über zwei Hebel verstellen, das habe ich bei der Ducati nicht probiert. Sie ist verstellbar, und zwar mit einer Hand auch während der Fahrt. Aber… bei der KTM mußte ich sie verstellen, da mir die Luftverwirbelungen derart auf den Helm geknallt haben, das der Schuberth C3 laut wummerte. Es war leider egal in welcher Stellung, diese Scheibe müßte für mich ausgetauscht werden. Bei der Ducati fiel mir derartiges nicht auf. Deswegen kam ich auch gar nicht auf die Idee die Scheibe zu verstellen.

So, los solls gehen. Motor an? Ja, bei KTM in bekannter Manier: Schlüssel rum und Knopf gedrückt. Bei Ducati? Keyless! Naja…muß man sich dran gewöhnen. Wie in einem Jagdbomber heisst es erstmal einen Schalter nach oben schieben, dann den darunter befindlichen Startknopf drücken. Übrigens aktiviert man mit dem gleichen Schiebeschalter auch das Lenkradschloß!

Dann wummern beide Motoren. Der Klang der KTM ist eher hohl, der Topf an der rechten Seite riesig! Die Ducati klingt dagegen ein wenig blechern, im Stand. Der komplette Auspuff verschwindet unauffällig in/unter/neben dem Moped. Zwei kleine, flache Röhrchen entlassen die Abgase zwischen Hinterrad und Sozius-Rast. Klasse gelöst!

Kupplung gezogen (Handkraft bei beiden gleich) und Gang eingelegt. Hier fällt mir direkt auf: Der Schalthebel der Ducati müßte für mich viel weiter nach oben montiert werden. Aber das ist eine Einstellungssache. Der Gang legt sich mit längeren Schaltwegen ein wie bei der KTM. Und irgendwie weicher. Das Getriebe der KTM ist da knackiger, direkter.

Und los gehts. Erstes Abbiegen mit der Ducati und sie fällt nicht in die Kurve, die muß aber auch nicht gezwungen werden. Ah, schön handlich. Die KTM mit ihrem 19″-Vorderrad war da störriger. Irgendwie fehlt ihr genau diese Handlichkeit. Dann raus aus dem Dorf und auf die Landstraße. Beide Motoren ziehen kräftig an, was bei 150 PS erstmal nicht verwundert. Aber die Ducati macht das unauffälliger und erheblich gleichmässiger. Kraft in jedem Drehzahlbereich. Während die KTM bei 5000 u/min erst richtig loslegt, hat die Ducati das von Beginn an getan. Ab 2000 u/min zieht der Motor ruckelfrei und ohne spürbares Leistungsloch hoch und durch bis in höchste Drehzahlen. Dafür, daß der Motor von einem reinrassigen Superbike stammt, haben sie ihn sehr zivilisiert! Das Problem an dieser Unauffälligkeit ist, daß man gar nicht merkt wie pfeilschnell das Gerät einen da gerade beschleunigt hat. Bei der KTM merkt man es. Der Tritt ins Kreuz beim Beschleunigen versucht gar nicht unauffällig zu sein. Die macht das böse und absichtlich. Am Hahn gezogen und kurz Alarm gemacht und das Dingen zieht vorwärts, sehr beeindruckend.

Wo wir langsam zum Fahrwerk kommen. Hier will und kann ich mir bei der Ducati kein wirkliches Urteil erlauben. Dafür war die Probefahrt einfach zu kurz. Wie oben erwähnt kann man die Einstellungen bei der 1200S elektronisch über den Blinkerschalter vornehmen. Die Unterschiede zwischen den Modi sind mir nicht bewusst aufgefallen. Ich habe aber auch nur zwischen Sport und Touring gewechselt.
Mit der KTM konnte ich innerhalb einer Woche alles erhblich besser ausloten. Die Unterschiede der Modi auf der Hausstrecke waren schon eklatant. Während die KTM beim Beschleunigen mit der Hinterhand pumpte, im Komfort-Modus, war es im Sport-Modus komplett weg. Die Traktionskontrolle würde ich bei diesem Motor nie deaktivieren, da er einfach sehr brachial zur Sache geht.

So, was fehlt? Die offensichtlichen Fehler. Bei der Ducati war ein Hauptständer montiert, der schon während der Fahrt einfach nur störte. Der Hebel steht komplett im Weg, wenn man, wie ich, nur die Ballen auf der Raste hat. Sonst konnte ich nichts finden. Das Motorrad wirkt sehr durchdacht, wie aus einem Guss. Bei der KTM wird man leider den Eindruck der „Bastelbude“ nicht los. An der Integration aller Teile ins Motorrad muß KTM noch arbeiten. Das geht vom verlegen der Kabel und Schläuche über die Einstellmöglichkeiten der Anbauten. Die Ducati wirkt insgesamt einfach wie aus einem Guß. Da kommt nur noch die BMW GS mit. Deren Einschlüsselsystem ist schon klasse. Bei der 1200S Touring hat man das gleiche System mit den Koffern.

Fazit? Ziehe ich noch keins. Dafür war die Probefahrt mit der Ducati zu kurz!

Ach, eins noch: In Rechtskurven, also mit schöner Schräglage, dann Beschleunigen, und es treibt einem ein Grinsen ins Gesicht, das nur von den Ohren begrenzt wird. Der Klang der Duc wird derat schön an die Ohren reflektiert, daß sich einem die Nackenhaare aufstellen.

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